Rauchzeichen: sag mir erst wie alt Du bist.

Mal zurück erinnern: früher gabs eine Zeit, da wollten wir alle älter aussehen. So mit 12, 13 rum. Zigaretten konnten helfen - vielleicht nicht, weil man dann älter aussieht (zumindest noch nicht), sondern weil man sich erwachsener fühlt. Außer natürlich man ist so cool, dass man das nicht nötig hat - so wie es unsere Eltern uns weismachen wollten, und wie wir es unseren Kindern erzählen wollen.
Alles Quatsch.
Oder?
Lassen Sie mich erzählen, was mir an diesem Wochenende passiert ist.
Mein Sohn Brainbug liebt wie alle zweijährigen den Spielplatz. Abends um sieben ist es jetzt im Juni noch hell und warm, das Kind ist hellwach, also haben wir einen kurzen Trip zur Rutsche gemacht, um einen gesunden Abendessenappetit zu entwickeln.
Um die Zeit müssen sich die Kleinkinder ihre Spielplätze allerdings mit einer ganz anderen demographischen Gruppe teilen: den prä- und intrapubertierenden Jugendlichen. Nicht umsonst stellen die Gemeinden Nachtwächter ein, um Saufgelage auf der Kletterburg zu unterbinden.
Neben einem anderen vater mit kleiner Tochter hielten sich also noch drei Jugendliche auf dem Spielplatz auf; zwei Jungs und ein Mädchen, ungefär 12 Jahre alt. Ich sage "ungefähr", aber ich könnte mich auch irren. Vor allem die junge Dame war angezogen, wie zwölfjährige eben angezogen sind, Ausschnitt und bauchnabelfreies Top inklusive.
Die drei rauchten, betont beiläufig, alberten herum und waren alles in allem eine nette Gesellschaft. Sie gingen aus dem Weg, wenn Brainbug auf die Rutsche wollten, lächelten ihn an, wenn er winkte, waren nicht laut oder vulgär... wahrscheinlich hatten sie ihr Pensum an Rebellion schon mit dem Anzünden der Zigaretten aufgebraucht.
Ich versuchte kurz, meinem Sohn eine vorbildliche Anti-Raucher-Message mit zu geben, zeigte auf die drei und erklärte ihm leise, dass Rauchen und Zigaretten "Nein, Nein" seien. Brav wie er ist zeigte er dann auch auf das Mädchen und verkündete "Frau Nein Nein", was mir ein Schmunzeln entlockte. Offenbar ist dieser noch-nicht-mal-Teenager für ein Kleinkind schon ein Erwachsener (oder vielleicht ist das auch eine heimliche Kritik an der Vernunftbegabung aller "echten" Erwachsenen. Aber so viel Scharfzüngigkeit will ich ihm doch noch nicht unterstellen.)

Woran lag es, dass aus dem Mädchen in den Augen meines Zweijährigen eine "Frau" wurde? War vielleicht die Zigarette das entscheidende Merkmal? Die junge Dame wäre sicher froh, dass zu hören. Zigaretten sind dann ein unverzichtbares Utensil im Schminkkoffer für den Discobesuch. Dann klappts auch mit dem Türsteher.

Wissenschaftliche Studien zu dem Thema zeigen auf, dass auch erfahrene Tankstellenverkäufer Probleme haben, das Alter ihrer Kunden einzuschätzen. Das gilt vor allem für weibliche Käufer. Ihr Alter wird unterschätzt (solange sie unter 21 sind). Das verhindert zumindest, dass die erste Zigarette es einfacher macht, die nächste Packung zu kaufen. Japanische Automaten sind auch nur zu 90 Prozent treffsicher, wenn es um die entscheidende Alterkontrolle geht. Ob ein strategisch vor die Linse gehaltenes Foto vom Großvater hilft?

Andersherum macht Schminke allerdings keinen großen Eindruck auf die Alterswahrnehmung, wenn man einer Studie der University of Leicester School of Psychology Glauben schenken darf. Genausowenig der Promillestand des Tankwarts. In einer Untersuchung, die sich auch nur Geisteswissenschaftler erlauben dürfen, zogen die Forscher durch Bars und interviewten 240 Personen in verschiedenen Zuständen der Trunkenheit. Sie legten ihnen Bilder von minder- und volljährigen Frauen vor und ließen Alter und Attraktivität beurteilen. Die Forscher kamen schließlich zu dem Schluss, dass weder Alkohol noch Schminke die Alterswahrnehmung beeinflusst. Die Kombination von beidem steigert aber die Attraktivtät volljähriger Frauen signifikant. Oder zu Deutsch: Schöntrinken alleine reicht nicht, Schinke muss auch sein.

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