Vater-Kind-Schutz vor Alzheimer

Ich sage ganz oft „Well“. Seit dreieinhalb Jahren. „Well“ ist meine geistige Gangschaltung zwischen Deutsch und Englisch. Mit der Welt rede ich deutsch, mit meinem Sohn in meiner Muttersprache Englisch. Das ist manchmal anstrengend, und ich brauche bisweilen eine Sekunde. „Well“.

Eine Zeitlang hatte ich mir überlegt, ob die zweisprachige Erziehung gut ist. Mein Bruder hatte es versucht, war aber daran gescheitert. Ihm kam es unnatürlich vor. Ich hoffe, dass mein Brainbug niemals gehänselt wird, weil ich mit ihm anders rede.

Es gibt auch wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, dass zweisprachige Kinder sprachverzögert aufwachsen, auch wenn Sie den Rückstand später aufholen. Andererseits tun sie sich später viel leichter, weitere Sprachen zu lernen - das Gehirn ist sozusagen schon darauf ausgelegt.

Neuere Forschungsergebnisse zeigen jetzt noch viel größere Auswirkungen. Es zeigt sich, dass ich nicht nur meinem Sohn Gutes tue, sondern mir selber. Wir beide sind besser vor dem Ausburch von Alzheimer geschützt, können besser Multitasken und Relevantes von Unwichtigem unterscheiden. Der Grund für diese Vorteile ist, dass das Gehirn von aktiv zweisprachigen Menschen bei jedem Satz beide Sprachoptionen präsent hat, und entscheiden muss, welche es anwendet. Dadurch bekommt das kognitive System ein Training, das es fit und leistungsstark hält – so effektiv, dass alle Gedankenprozesse dadurch verändert werden. Sogar nonverbale Überlegungen finden im Hirn von Zweisprachlern auf andere Art und Weise statt, so zeigen moderne bildgebende Verfahren in der Hirnforschung.

Mein Sohn mag also der Grund für die Ringe unter den Augen, die fortschreitende Stirnglatze, Rücken- und Knieleiden und Ebbe auf dem Konto für mich sein, er ist aber auch eine Intelligenzpille, wie ich sie mir nirgendwo kaufen kann.

Wenn Sie also demnächst ein Eltern-Kind-Paar hören, dessen Unterhaltung aus „Warum“-„Well,…“ besteht, dann können Sie sicher sein: hier arbeitet jemand an seinem Alzheimer-Schutz, und dem seiner Nachkommen.


Bild: Bob Swain

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