Ein ganzer Kerl dank Papi

Väter wollen, dass ihre Söhne ganze Kerle werden. Da dürfte es wenige Ausnahmen geben, und es ist ja auch nichts dagegen einzuwenden. Väter sind Vorbilder, müssen es sein, und das männliche Rollenbild ist halt ein auf Schmerz-, Furcht und Stillosigkeit ausgelegtes. Diese Story vom vereisten Fockenstein aber zeigt zwei andere Seiten des typischen Männerbildes: Sturheit und Selbstüberschätzung. Leider zum Schaden eines kleinen Jungen, der sich ganz auf Papa verlassen hatte.

Wie wichtig dem Papa der Härtegrad seines Sohnes ist, dabei gibt es sicher starke individuelle Unterschiede, die einiges über den betreffenden Mann und sein Umfeld aussagen. Ein Bibliothekar oder Pfarrer hat sicher andere Erwartungen als, sagen wir, ein Förster oder Mechaniker.

Ich selber (sozialintensiver Bürojob, aber gleichzeitig Rockmusiker) liege eher auf der harten Seite des Durchschnitts. Ich bin stolz, dass mein Sohn mit dreieinhalb Jahren schon eine Tagesleistung 18 km auf dem Rad geschafft hat, was mir von Opas und Omas einigen Tadel einbrachte. Inzwischen mache ich das nicht mehr, (weil es meinen Kleinen langweilt) aber ich bremse den Rauf- und Schlägertrieb des jungen Mannes auch nur da, wo er entweder sozial unangenehm auffällt oder eine Verletzungsgefahr besteht.

Aber jeder Papa hat seinen eigenen Umgang mit dem Sohn. Es ist ein Teil des Reifeprozesses (für den Vater), vielleicht bringt es sogar eine neue Selbsterkenntnis (Kinder haben ist eine spezielle Lernerfahrung, die man auf keinem anderen Weg bekommen kann.) Insofern kann ich die Beweggünde dieses Papas verstehen - muss seinen gesunden Menschenverstand aber ernsthaft anzweifeln.

Was war geschehen? Die Bergwacht Tölz bekam jüngst nach Einbruch der Dunkelheit einen Notruf vom verschneiten Fockenstein. Bei 8 Grad Minus hatte sich der (katastrophal schlecht ausgerüstete) Papa eines Dreijährigen eingestanden, dass er den Weg ins Tal nicht mehr ohne Hilfe bewältigen würde. Zumindest nicht mit seinem Sohn, der inzwischen Erfrierungen ersten Grades hatte.

Die Bergwacht hatte natürlich ein paar deutliche Bemerkungen für den Mann parat, der sich eher verschnupft gezeigt haben soll (sprichtwörtlich und vermutlich auch im übertragenen Sinn). Über die Reaktion der Mutter ist nichts bekannt, sie dürfte aber auf der Richterskala zu messen sein.

Es ist immer schwer, anhand eines Medienberichtes eine Ferndiagnose über fremde Menschen zu erstellen. Zumal, wenn es eine Boulevardzeitung ist, die da schreibt. Nehmen wir mal einfach an, es wäre so gewesen wie geschildert: kann man dem Mann (abgesehen von seiner Dummheit) einen Strick draus drehen? Im Wiederholungsfalle sicher ja, aber eigentlich ist der Grundgedanke - zeig deinem Kind die Welt und bereite es gebührend darauf vor - goldrichtig. Erfrierungen sollten aber doch kein Teil davon sein.

Bild: IcyRae

Kommentare

  1. Krasse Geschichte - da hat der fellow dad nochmal Schwein gehabt. Hoffentlich lernt er was draus!

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  2. Er - und andere. Er dient zumindest mal als schlechtes Vorbild, und damit als Abschreckung.

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