Der letzte Tag von Papas Elternzeit

Es ist abends um 10, meine Babytochter liegt neben mit und schläft. Ab und zu zuckt sie mit den Fingern. Meine Lider sind schwer, mein T-Shirt riecht nach saurer Milch, im Keller rumpelt die Waschmaschine mit einer Ladun rosa Babykleider. Mama ist mit ihren Freundinnen unterwegs.
Morgen, Montag, ruft das Büro, nach kurzen 30 Tagen der ersten Hälfte meiner Elternzeit. Es kommt mir einerseits vor, als wäre ich nie weg gewesen aus der Arbeit, andererseits habe ich Erinnerungen an gefühlte 3 Jahre voller eindrucksvoller Erlebnisse seit der Geburt meiner Tochter.
Es waren anstrengende Tage, vor allem emotional, aber nicht minder nutzbringend, ergiebig auf eine Art und Weise, die man in nichts anderem messen kann als in Lebenserfahrung.
Trotz der Rauhpause für die Familie (wir haben und Urlaube, Reisen, lange Autofahrten, Ausflüge und dergleichen verkniffen und sind im Wesentlichen zuhause geblieben) war eine Menge los: Die Heimkehr von Mutter und Kind, eine Hochzeit, ein Begräbnis, eine Fußballeuropameisterschaft mit den dazugehörigen Partys und viele heiße Sommertage. Besonders wichtig natürlich: alle Ärzte und Hebammen bestätigen und wieder und wieder, dass der Kleinen nichts fehlt, im Gegenteil, dass sie (ein Speikind, ein Gedeihkind) sich prächtig entwickelt.
Ich habe nicht das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben. Nicht einmal allzu viel Schlaf in der Nacht. Normalerweise hätte ich mehr mit dem Erstgeborenen unternommen, aber diese Zeiten sind erst einmal vorbei. Er hat seine Probleme damit, grummelt und bockt. Aber auch das ist im Rahmen des durchaus erträglichen.
Echt schwierig war eigentlich nur eines: dass meine Frau und ich uns einen Monat lang ständig auf die Füße treten mussten. Nach acht Ehejahren und vier Jahren der effektiven Arbeitsteilung mit unserem Kind eine ungewohnte Situation, die erhebliche Probleme mit sich brachte. Jetzt kehrt hoffentlich wieder eine Art neue Normalität ein - ich bin wieder vollzeit im Büro, sie wird vermutlich mehr Zeit im Haus haben als davor (auch sie hat bis zuletzt Vollzeit gearbeitet) und ich werde die Lufthoheit über Herd und Waschmaschine vermutlich teilen müssen. Bügeln kann sie leider genau so wenig wie ich. Dafür kocht sie ein paar Sachen, die ich nicht kann. Eine Win-Win-Situation also (und ganz viel Grübelmaterial als wir im Standesamt saßen und einem jugen Paar dabei zusahen, wie sie sich in das Herrliche Unglück der Ehe stürzen. Viel Erfolg, ihr zwei!)

Kommentare

  1. Und wie lange bleibt deine Frau jetzt noch zu Hause? Wenn ich fragen darf?

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  2. Ganz klassisch die vollen 12 Monate. Ein bisschen ungerecht, finde ich. Letztes Mal durfte ich noch 3 Monate. Aber es geht ja nicht darum, dass ich Spaß habe, sondern darum dass es für uns alle gut wird. Da bot sich in unserer Situation dieser Weg an.

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