Rezension: Monsters University / Die Monster Uni

Ich bin ein Freund von Prequels, also von Geschichten, die zeitlich vor einer bekannten Geschichte ansetzen und die Entwicklung der Helden erzählen. Vielleicht weil ich selber als Vater eine Art Prequel live erlebe, den Werdegang meiner beiden Kinder (wobei ich nicht weiß, was der Hauptfilm in ihrem Leben mal ist. Hoffentlich ein bisschen weniger gefährlich als Die Monster AG, 2001). Nur sind die beiden aktuell in Kindergarten und Krippe, weit entfernt von der Uni (und noch dazu ist die Monsters University eine sehr andere Einrichtung als eine deutsche Uni - sehr viel verschulter, sehr viel konzentrierter und deswegen auch sehr viel vernetzter. Mit den deutschen Studentenverbindungen kann man die "Fraternities" nicht vergleichen.)
Kein Bild aus dem Film, sondern von cerebus19
Aber die Geschichte des Helden Mike fängt genau in diesem Lebensabschnitt an: als kleiner Steppke marschiert er unerschrocken in ein Kraftwerk, und lässt sich weder von Sicherheitsschranken noch strengen Ermahnungen davon abhalten, aus erster Hand zu erleben, wie die Energie der Monsterwelt gewonnen wird (wer sich nicht erinnert: aus den Angstschreien von Kindern.) Von dem Tag an ist sein Weg klar, und weil er weder blöd noch faul ist, führt ihn sein Schicksal prompt an die Uni, wo er sich zum "Schrecker" ausbilden lassen will. Eine Uni voller Monster - als ob die Bildungsanstalten in der Realität nicht schon freakig genug wären.

Nur: was bringen Gags über die wilden Jahre in einem Kinderfilm? Wieviele Fünfjährige haben Zugang zu einem Witz über Impro-Theater und Performance Art? Nicht arg viele. Sie werden sich eher wundern, warum Papa (oder Mama) immer wieder an unverständlichen Stellen losprustet. Denn die Gagdichte ist hoch - für Erwachsene. Die Handlungsdichte nicht so sehr, und damit eher an das Niveau der Kiddies angepasst. Kurz: es ist ein filmisches Rezept, dass beiden Generationen etwas geben soll. Familiy Entertainment eben - eine Kunst, die im deutschen Kino unbekannt ist. Disney und Pixar dagegen zählen zu den Besten, was die Verschmelzung von Unterhaltung für kleine und große Zuschauer angeht, und sie stellen es hier unter Beweis.

Es ist deswegen auch verzeihlich, dass der ganze Film einen starken US-kulturellen Fokus hat. Wie eingangs erwähnt ist die amerikanische Art von Uni sehr unterschiedlich zur deutschen. Vieles davon wird das Publikum hierzulande nur aus dem Fernsehen kennen. Das schadet dem Film, und ist einer der Gründe warum ich nicht denke, dass er so gut ankommen wird wie sein Vorgänger. Ein zweiter: viele von den Witzen scheitern an der Sprachbarriere.

Den Kindern dürfte das egal sein. Der Film ist bunt, schrill, witzig, hat genug kindertauglichen Humor und (in einem Film über Monster) keine schrecklich grusligen oder ekligen Passagen. Es ist eine Frage der Affinität zu Amerikana, ob sich Mama oder Papa in den Kinosessel neben ihren Kindern setzen (und ob sie wach bleiben) oder nicht. Mit (als englischer Muttersprachler) hat es riesigen Spaß gemacht. Aber "your mileage may vary", wie unsereins so schön sagt.

Die Site zum Film http://www.monsteruniversität.de gibt übrigens einen guten Eindruck vom Stil und der Atmosphäre von "Die Monster Uni".


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