Rezension: The World's End

Kein Kinderfilm. Kein Mamafilm. Ein Film für die Generation von Männern, die 2013 Väter sind. Warum? Weil er - Aliens, Sauftour und Genre-Parodie ungeachtet - ein Thema behandelt, dass zu der Lebensphase gehört: die Frage "Was ist nur aus mir geworden?" Pegg, Frost und ihr Schreiber Edgar Wright schaffen es tatsächlich, in den vermeintlichen Action-Gag-Film noch einen zweiten Film hinein zu schmuggeln, der dieser Suche nach der Vergangenheit nachgeht - mit Retro-Elementen, die jedem Teenager der 90er gefallen dürften.

Es gibt natürlich schon genug Science-Fiction-Film Parodien, und selbst Großmeister der liebevollen Genre-Karikatur wie Wright, Pegg und Frost müssen mehr bieten als nur einen soliden Film, um noch zu überzeugen. Das mag der Grund sein, warum sie im Grunde eine ganz andere Geschichte erzählen als die von der Kleinstadt, deren Einwohner von außerirdischen Robotern ersetzt worden sind (schon weil das Team eine zu ähnliche Frage in "Shaun auf the Dead" behandelt hat - nur ging es um eine Großstadt und Zombies).

Und so handelt der Film von Gary King, einem desillusionierten Mitt-Vierziger, der den Versprechungen seiner glorreichen Jugend nachtrauert. Er zerrt seine Jugendfreunde aus ihren mäßig erfolgreichen Leben auf eine Sauftour in die Heimatstadt, um dort die Alte Zeit wiederaufleben zu lassen. Was nicht gut enden kann - Gary ist spektakulär unreif und egositisch, seine Freunde versuchen darüber hinweg zu sehen, dass er sich laufend zum Deppen macht, und so steuert der gemeinsame Ausflug auf ein tragisches Ende zu. Gary scheint das geradezu zu provozieren, sein Ziel, die Kneipe "The World's End" kann man auch als deutlichen Todeswunsch verstehen.

Was ihn rettet, ist eine neue Aufgabe: das Überleben und der Widerstand gegen die Invasoren seiner Heimatstadt (und damit seiner Illusion der Jugend), die geradezu perfekt und konformistische Modellbürger zu sein scheinen und wirklich seelenlose Roboter sind - eine Karrikatur von Garys Freunden, von denen einige tatsächlich als Roboterklone enden (sehr unterhaltsam: "Bilbo Baggins" bzw. "Watson" Martin Freeman, der als angepasster Duckmäuser geradezu ein Heimspiel hat).

Diese Symbolik - das Erwachenwerden, die Angst vor der seelenlosen Konformität, die damit einher zu gehen scheint, der Umgang mit dem eigenen Scheitern - kann man auch ignorieren und sich einen lustigen Sauf-, Kumpel- und Actionfilm ansehen. "The World's End" erfüllt diese Rolle ausgezeichnet. Aber welcher Papa nebenher auch noch ein bisschen über das Leben, das Universum und den ganzen Rest philosophieren will, dem sei der Film umso mehr ans Herz gelegt.

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