Danke, Nivea. Aber Philips kann den Vatertags-Spot besser.

Showdown. Zwei deutsche Traditionsmarken versuchen sich 2014 am Vatertagsspot für den neuen Mann. Wer gewinnt? Ist es Nivea, die (nach Protesten) ihrem zuckersüßen Blondschopf auf der Weihnachtswerbung einen Vater gegönnt haben, oder Philips, die mit ihren Rasierersegment den Kunden Mann wahrscheinlich besser kennen als die Fettcrememischer? Hier gibts den Vergleich, und die Siegerehrung gleich dazu.
Zuerst die Platzhirschen: Nivea hat das bewährte Siegerteam an den Start gebracht: den blonden Wonneproppen, die leicht gestresst wirkende Mutter, ergänzt diesmal um einen echten Vater (nicht nur die mysteriöse Person, die zu Weihnachten hierzulande noch "Onkel" war, in der polnischen Version aber "Papa").

Die Wohnung ist immer noch die gleiche, pastell/weiß eingerichtet, nicht mehr ganz so ordentlich wie zuvor, aber immer noch viel zu wenig fleckig für einen echten Kinderhaushalt. Bonus: die tolle Chemie zwischen den Darstellern von Vater und Kind. Hat Labamba gut gewählt. Nörgelpunkt: Sexismus pur. Papa kann vor allem Kisten schleppen, Autos pflegen, schlafen und seine körperlichen Attribute ausspielen. Allerdings mit Kind, das ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Und dann der Newcomer bei den Familienspot: Philips' Papa hat immerhin zwei Kinder, alt genug um richtig Ärger zu machen und sehr realistisch aktiv. Papa ist (mit viel technischem Equiment) zwar fleißig hinterher, wird der Rasselbande aber doch nicht so ganz Herr. Auch hier ist die Wohnung insgesamt noch zu sauber und pastellweiß, auch wenn sie vor laufender Kamera ein paar Flecken abbekommt. Wie auch bei Nivea schläft sich Mama am Vatertag aus, was an Ende auch der Gag des Spots ist ("Heute ist Vatertag"). Der Papa wirkt insgesamt etwas männlicher, ist vielseitiger dargestellt (obwohl er scheiße bügelt) und deutlich mehr ein Rundum-Fürsorger. Er zeigt sogar Ansätze von Multitasking. Die Darsteller sind in dem Spot nicht ganz so perfekt gewählt wie bei Nivea, auch die Musik klingt in meinen Ohren ein bisschen zu sorglos für eine eigentlich auf Krawall gebürstete Story. Die Philips-Familie sind übrigens offenbar alles Haushaltsgeräte, wie man am Schluss erfährt.



Unterm Strich muss man Nivea klar auf Rang zwei sehen, was den Vatertagsspot angeht. Philips kennt seine Klientel einfach besser, oder ist bereit intelligenter und sensibler mit ihnen umzugehen. Vielleicht ist der Nivea-Spot auch heimlich immer noch auf die Hauptkundengruppe der Firma zugeschnitten, auf die Frauen, und tut sich deswegen schwer bei der Ansprache des müden Geschlechts (im Ernst: zweimal schlafender Papa - muss das sein?) Beide Spots (Nivea mehr als Philips) betreiben auch immer noch das unangenehm anmutende Geschäft, sich mit ihrer Produktwerbung in die Gefühlswelt von Eltern einzuschleichen. Darüber hatte ich ausgiebig und wiederholt gemeckert. Das geht oft am besten über eine Dosis sexistischer Klischees. Auch das ist nicht fein. All das wird man den Werbetreibenden natürlich nicht abgewöhnen können. Aber immerhin scheinen sie lernfähig: Nivea mit seinem Lippenbekenntnis zum Papa, Philips mit einem etwas besser abgerundeten Männerbild. Es gibt also noch Hoffnung.

Kommentare

  1. Ich finde auch den Philips-Spot etwas besser - allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Der Vater macht zwar Hausarbeit, stellt sich aber dabei so doof an, was impliziert, dass eigentlich die Mutter das macht. Oder eine Putzhilfe. Sonst sähe die Wohnung wohl ganz anders aus.

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  2. Das ist wohl wahr.Man darf sich auch fragen, was diese TV-Familien antreibt sich so weiß einzurichten. Da ist Unglück doch vorprogrammiert.

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  3. ihr habt recht mit dem Weiß. Trotz Spinatschlachten hatten wir immer recht viel Glück bei uns am Esstisch - aber vielleicht gibt sich das... mal abwarten...

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