Kunstmuseum mit K wie Kind

So erlebt meine Tochter moderne Kunst.
Schief auf Papas Arm.
Kunst kommt vom Kind. Wenn sie für Erwachsene wäre, hieße sie Eunst. Aber wer auf Krawall gebürstet ist, soll mal versuchen sein Krabbelkind in ein ernstes Museum mitzunehmen. Ich behaupte: es ist der einzig wahre und beste Weg, Kunst zu erleben. Die Wärter behaupten: sie dürfen hier keinen Apfel essen.
Ich hätte ja gerne geantwortet: Ceci n'est pas une pomme. Aber meine Kleine war unleidig, und wir mussten das Museum Richtung Cafeteria verlassen. Andere Highlight meiner Besuche von Kunstmuseen mit Kindern: vorauseilende Warnungen, das Kind die Installation nicht berühren zu lassen, vorauseilende Warnungen, dass die Bilder alarmgesichert seien.
Aber auch: eine gut gelaunte Museumsmitarbeiterin, die sich mit mir darüber unterhielt welche Werke anderen Kindern am besten gefielen. Die Badenden Knaben von Max Liebermann oder Walter Cranes "Neptuns Pferde".
Crane illustrierte auch Kinderbücher
Plastiken sind auch immer von großem Interesse. Bisher hat noch keines meiner Kinder die Tendenz zum FKK bei Rodin et al. angemerkt. 

Die Museen sind also bei weitem alle nicht positiv aufgeschlossen dem Besucher Kind gegenüber. Negativpunkte kriegt das Museum Brandhorst und der Kunstbau in München, positiv überraschen in der bayerischen Landeshauptstadt die Pinakotheken und das Haus der Kunst. Aber der Stress mit den Wärtern ist nur ein Faktor, der mir als Elternteil für Kunsttrips mit Kindern entscheidend erscheint. Es gibt ein paar Weisheiten, die ich im Zuge meiner Besuche erfahren habe:

Liebermann mochte das Sujet. Viele Kinder ebenfalls.
  • Kinder mögen Kunst, aber nur große und bunte.
  • Nach 45 Minuten ist Schluss. Länger geht einfach nicht.
  • Bis dahin halten die viele Kinder ehrfürchtige Stille - offenbar sind sie sensibel für die soziale Norm.
  • Kinderprogramme von Museen sind nur dann eine Entlastung, wenn die Kinder lesen können.
  • Je kleiner das Kind, desto näher muss man bleiben. Der väterliche Fangarm muss eigentlich immer schneller am Schrat sein als der Schrat am Exponat.
  • Man bekommt als Eltern einen Blick für spannende Kunst: man entdeckt also eine neue Dimension (ha, kinderlose Kunstsnobs. Das kriegt ihr nie!)

Grade dieser letzte Punkt ist der Grund, warum ich meine Kinder ins Museum nehme. Wie, wegen der Bildung auch? Stimmt, da war noch was. Wobei ich mich in meinen schwachen Momenten (also noch drei Stunden An- und Abfahrt plus Besuch und Snackpause hinterher) schon frage, ob nicht einfach ein Tag am Bahnhof oder im Wald genau so schöne für die Kleinen gewesen wäre. Züge und Tiere - mehr braucht es doch nicht, um ein Kind zu faszinieren. Und mal ehrlich: glaubt irgendwer, dass ein Kindergartenkind ein Ölgemälde von der Illustration auf den Cornflakes unterscheiden kann?

Vielleicht nicht. Aber sie (und er) erlebt, dass Kunst mehr ist als nur bunte Bilder im Alltag. Sie ist etwas, für dass man sich Zeit nimmt, ein Erlebnis, etwas, worüber man nachdenkt und redet. Kunstmuseum mit K wie Kind also, oder es wird eines Tages Museum ohne M wie Menschen.

Und als Bonus: ein paar von meinen Museumstrips:
Musée EDF Electropolis, Cité de l'automobile, Cité du train, Mulhouse und das Écomusée d'Alsace
Alexander die Großartige Ausstellung im Lokschuppen Rosenheim
Inka - Könige der Anden im Lokschuppen Rosenheim


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