Feldversuch: bin ich noch Party-tauglich?

Danse macabre by Michael Wolgemut.png
Sind wir Eltern noch fit genug zum Feiern?
So ab 30 hat es angefangen, dass meine Freunde meinten "Wir sind ja nicht mehr so jung", und ihre Wochenenden vor dem Fernseher verbrachten statt im Club. Als dann die Kinder kamen, war es ganz aus. Mich hat das nie überzeugt: so alt sind wir doch nicht, oder? Jetzt hatte ich zwei Wochen sturmfrei. Ein Junggesellenabschied, ein Geburtstag und eine Hochzeit standen an. Die perfekte Gelegenheit für einen Feldversuch: können Papa und Mama noch Party feiern? Ich berichte von meinen Erfahrungen - so weit ich mich noch erinnern kann.

Eigentlich sind wir Eltern doch gut vorbereitet auf Partynächte: durchgemachte Nächte sind für uns Routine. Wer mit einem Vierjährigen mithalten kann, hat auch genug Ausdauer für drei Stunden Tanzen. Begeisterungsfähig sind wir auch, selbst für den größten Unsinn (siehe den Absatz "Atemlos durch die Nacht und andere Verbrechen"). Nur bei Alkohol und Drogen sind wir vielleicht ein bisschen aus der Übung. Aus gutem Grund. Schon mal Kater und Kind vereinen müssen? Den Fehler macht man genau ein Mal.

Drei Disziplinen standen an, in verschiedenen Härtgraden: Junggesellenabschied, Party-Nacht und Hochzeit.

Papas rocken härter: der Junggesellenabschied

Es war eine reifere Runde, die den Abschied aus dem Single-Dasein feierte. Gut die Hälfte waren Väter, alle waren vollzeit berufstätig. Entsprechend opulent war das Event, mit 24-Stunden-Programm inklusive gemeinsamem Hotel. Das Ergebnis war überraschend: die Väter hielten länger durch und brachten den ziemlich angeschlagenen Verlobten schließlich ins Bett. Etwas unsanfter als sonst die eigenen Kinder, aber dafür routiniert. Erster Verlierer war übrigens ein erstmals werdender Vater - das Couvade Syndrom ist ja ein bekanntes Phänomen.

Happy Birthday, Baby. Man ist so jung wie man sich fühlt.

Nächste Station: die Geburtstagsfeier. Geplant war ein gemütliches Reinfeiern - viele der Gäste hatten ja nur einen Babysitter, nicht wie ich eine leere Bude. Aber die wenigen Nicht-Eltern haben um zwölf den Vorschlag gemacht, doch noch in den Club zu gehen, und ich war so schlau mit zu gehen. Zwei Zappelschuppen später (einer Metal, einer Schlager.) war es fünf Uhr, die gemischte Gesellschaft hatte sich ganz gehörig gut kennen gelernt (hüstel) und ich entdeckte einen weiteren Vorteil, den Väter beim Feiern haben. Wir haben genug Geld für ein Taxi und müssen nicht wie zu Studentenzeiten im Morgengrauen an der Landstraße nach Hause marschieren. Nach fünf Stunden Schlaf standen dann meine Kinder vor meinem Bett. Große Überraschung: mir gings super. Die Schlafreserven der Wochen davor waren Gold wert.

Wenn zwei sich trauen, feiern die Kinder.

Teil drei war also schon wieder im Eltern-Modus, mit nächtlich geteiltem Bett und Tritten in die Magengrube zum Sonnenaufgang. Trotzdem war die Hochzeit ein tolles Erlebnis. Tagsüber wurde mir nie langweilig (die drei- bis sechsjährigen wollten auf dem Spielplatz bespaßt und beaufsichtigt werden, und wir Eltern rotierten das neigungsgemäß nicht ganz gerecht durch. Ich hab halt Spaß daran.) Als der Nachwuchs von den Großeltern abgeholt oder im Hotelzimmer zu Bett gebracht war, kam die Hochzeits(rock)band, die drei Stunden lang durchielt. Wir auch. Nur heiser war ich am Tag danach. Aber wieder so fit, dass ich nicht bereute, das Hochzeitspaar nicht in letzter Minute durch eindringliche Warnungen von ihrem gemeinsamen Sturz ins Unglück abzubringen. Nächstes Jahr dürft ihr dann mit der Wickeltasche auf die Feiern kommen. Viel Spaß, und keine Sorge: Partys feiern können wie Eltern nach wie vor - sogar noch besser, wenn es ganz hart kommt.

Bild: "Danse macabre by Michael Wolgemut". Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.
.

Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts